„Die Ewigkeit und das Leben”

Comic von Mins Minssen (Story und Text)  

und Lorenz Müller (Zeichnungen) 

Eine 24-seitige Geschichte über einen sehr alten und müden Friedhofs-Wärter, der sich allmählich Sorgen macht, dass er unsterblich sein könnte.
Leider macht die Kommerzialisierung auch vor dem Weg ins Jenseits nicht halt, und die Interessenlage der himmlischen und höllischen Beteiligten ist keineswegs so eindeutig wie vermutet.
 

Es erweist sich als gar nicht so einfach, eine Seele gewinnbringend los zu werden...

Die Printfassung erschien als Forsetzungsgeschichte in der Kieler Stadtteilzeitschrift „Unser Blücher” von 2012 bis 2013.


Im MITTEILUNGSBLATT DER EUROPÄISCHEN TOTENTANZ-VEREINIGUNG ASSOCIATION DANSES MACABRES D'EUROPE E. V. wurde der vorliegende Comic als „Kieler Totentanz” einer ausführlichen erkenntniskritischen Würdigung unterzogen, siehe dazu:

TOTENTANZ AKTUELL, NEUE FOLGE, 21. JAHRGANG, FEBRUAR  2018, HEFT 226, S. 10 - 11. Hier der Text im Wortlaut:


Das ewige Leben – Ein Kieler Totentanz

von Mins Minssen und Lorenz Müller


Rudi Fassbender, in Heft 113 vorgestellt als Dorfpoet, schickte zu Weihnachten ein (sic!) Comic mit “makabrem” Tango. Das ohne Ort und Jahr gedruckte Heft hat eine lange Vorgeschichte. Erst planten der Autor Mins Minssen (*1940) und der Zeichner Lorenz Müller (*1968) einen mit Schauspielern gedrehten Film. Allmählich verringerte sich das Projekt auf Stop-Motion-Technik.

2012/13 druckte die für mich in keiner Bibliothek nachweisbare Kieler Zeitschrift Unser Blücher das Werk in Fortsetzungen unter der Überschrift Das ewige Leben.

Dagegen sprachen der gleichnamige Roman von Wolf Haas sowie dessen erfolgreiche Kinofassung. Schließlich präsentierte Müller, den ich für einen Exilösterreicher halte, die Bildergeschichte im Internet als www.ewigkeit-und-leben.de

Dort heißt es, obwohl die Szenenfolge größtenteils in Eis und Schnee spielt, erkennen die Ortskundigen den Kieler Südfriedhof wieder – vielleicht die Kapelle auf dem Titelblatt.

Meines Erachtens erübrigt sich eine Inhaltsangabe an dieser Stelle. Heute kann jeder das 24 Seiten umfassende Heft online studieren oder aber speichern und drucken. Wie noch zu zeigen ist, ergänzen die ausgewählten Bildbeispiele unlängst in Totentanz aktuell veröffentlichte Artikel, die zum Tango und die über Lyra- und Kithara-Spieler in Heft 214 und 224.

Im Comic geht es um einen greisen Friedhofsmitarbeiter – Feger, nicht Gärtner – , den das ewige Einerlei seines Berufs langweilt. Folglich fürchtet er unsterblich zu sein oder zu werden, träumt von Abwechslung und bucht eine Abenteuerreise.

Im Angebot sind Kreuzfahrten auf sinkenden Schiffen, Nordic Walking with Varus, Wellness at Verdun und Spaceflight STS-51-L Challenger, das heißt mit der NASA.

Also, der Greis erwartet ein romantisches Dinner unterm Sternenzelt in der Polarnacht. Sein ganz persönlicher Höhepunkt ist die Showeinlage von Himmel und Hölle. Angela schmiegt sich im Tangoschritt an den singenden Luzifer. Ungeplant greift der alte Ausnahmetourist zur antiken Kithara.

Während auf den beiden Silberbechern einzelne Skelette Musik machen, rockt nun ein Lebender. Das klingt dann wie bei den Rolling Stones, 1968 in Sympathy for the Devil.

Und der Kieler Texter zitiert genau: Please allow me to introduce myself, I'm a man of wealth and taste. Im Refrain heult der alte Feger dann tatsächlich wie Mick Jagger und Keith Richards im Original: Whoo whoo.


Bei Minssen und Müller gibt es noch mehr Musikzitate. Das abgebildetet Reisebüro heißt Up, Up and Away wie der größte Erfolg der amerikanischen Band The 5th Dimension, 1967 geschrieben von Jimmy Webb.

Im Comic ist es der Tod, der den Heißluftballon aus dem Popsong besteigt. Anders als darin befördert das Luftschiff den reisenden Friedhofsmitarbeiter. Außerdem soll es die Küchenausstattung liefern; Sachschaden ist vorprogrammiert. Wahrscheinlich dachte der Texter an zivile Drohnen, wie sie inzwischen von Zustellern genutzt werden.


Sagen wir mal so, es gibt bessere Zeichner als Lorenz Müller. Erotik wirkt bei ihm so billig wie bei Harm Bengen, bekannt aus Heft 87 sowie 146. Besser gelungen ist ihm die greise Hauptperson, der Kieler Friedhofs-Feger.

Mins Minssen begeistert dagegen mit dummen Ideen. Zerlegt in kleine Häppchen – Cartoons – funktioniert der Spott bestens. So können arglose Leser Kritik am Lifestyle der Zeitgenossen, Sprechchöre frei nach dem griechischen Drama, Geschichtswissen und die Logik von Immanuel Kant verkraften.

Dr. Uli Wunderlich

www.totentanz-online.de

 

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